„Wunder Vesperkirche“
425 Essen am Eröffnungstag der Vesperkirche
Eines ist jedoch sicher, Vesperkirche ist ein Wunder, weil sie „mut-willig und aufrichtig“, vier Wochen lang, dank der über 500 Ehrenamtlichen, dem helfenden Netzwerk an Unternehmen und Ärzten, aber auch den vielen Spenden, ohne die es Vesperkirche nicht geben würde, wieder stattfindet. Zum Auftakt gab es geschmorte Schweinebäckle mit Linsengemüse und Kartoffelwürfel. Für vegetarische Gäste hielt das Team Erbsensuppe mit Brot bereit. 425 Essen wurden am Eröffnungstag insgesamt ausgegeben, darunter über 70 To-Go-Ausgaben. 411 Vesperbeutel wurden gepackt und verteilt, die Käse- oder Wurstbrötchen, Schokolade und Orangen enthalten. Das Team rechnet mit einem rasanten Anstieg der Zahlen in den kommenden Tagen.
Kritik am Bürgergeld. Reichtum besteuern.
Ob Alleinerziehende, Rentner oder Arbeitslose, Ilka Sobottke betonte in ihrer Predigt, dass es immer noch zu viele Menschen seien, die arm sind. „Noch nie lebten in Deutschland, so viele Menschen am Existenzminimum wie heute.“ Gast in der Vesperkirche sein, und sich nicht beschämen lassen, aufrecht stehen und sich trotz Armut zeigen – das sei auch Teil des „Wunders Vesperkirche“, so Ilka Sobottke. „Vesperkirche ist deshalb nichts anderes als mut-willig“, sagte sie, weil sich Evangelische Kirche Mannheim bereits zu Pandemie-Zeiten entschieden ihr Angebot aufrecht zu erhalten. Zu heutigen Zeiten von Inflation und Energiekrise müsse sie erst recht stattfinden, so Sobottke. An der neuen Sozialleistung „Bürgergeld“, das ab Januar in Kraft tritt, übt Ilka Sobottke Kritik. Das neue Bürgergeld sei eine Farce, sagte Ilka Sobottke. „Hartz IV mit neuem Namen, es gleicht nicht mal die Inflation aus.“ Gleichzeitig wachse der Reichtum in einem Land so sehr, dass immer mehr Reiche sagen „tax me now.“, besteuert mich, besteuert meinen Reichtum.
„Einsamkeit macht etwas mit einem, deshalb gehe ich in die Vesperkirche“
„Es ist die Gemeinschaft, die netten Gespräche, die Geselligkeit eben, nicht nur das Essen“, erzählt Romina S.. Die 76-jährige stammt aus Rumänien, kam mit 45 Jahren wegen der Liebe nach Deutschland. Vor rund zwei Jahren ist ihr Mann gestorben, seitdem fühlt sich die Witwe einsam. „Gerade gestern erst war ich den ganzen Tag so allein und einsam. Das fällt einem schwer, das macht etwas mit dem Kopf“, erzählt sie. Umso mehr freue sie sich jetzt auf die Vesperkirche, wo sie unter Menschen sei, Gemeinschaft erleben dürfe. Im DiakoniePunkt arbeite sie als Ehrenamtliche zweimal wöchentlich. Eine Aufgabe, die ihr Spaß macht.
„Mutwillig, beherzt und entschlossen“, sagte Dekan Ralph Hartmann, soll es deshalb in den nächsten vier Wochen sein. Gemeinsam mit Ilka Sobottke und einer leuchtenden Laterne, eröffnet er die Vesperkirche.
Predigtreihe „mutwillig Wunder wagen“
Immer sonntags um 10 Uhr halten geladene Persönlichkeit aus Kirche und Gesellschaft Ausschau nach Wundern. Am 15. Januar spricht Dr. Christine Wenona Hoffmann (Uni Heidelberg) über „Das Wunder des Angesichts Gottes wagen“, am 22. Januar gestaltet Astrid Fehrenbach, Leiterin von Amalie, Beratungsstelle für Frauen in der Prostitution, den Gottesdienst zum Bibelwort „Da kehrte das Leben in sie zurück und sie stand sofort auf“. Die Autorin und Kommunikationsberaterin Claudia Cornelsen spricht am 29. Januar über „Mut.Vertrauen.Schenken“ und am 5. Februar predigt Pfarrerin Anne Ressel mit dem Titel „mutwillig gewagt und geheilt“. Den Abschlussgottesdienst am 5. Februar um 14.15 Uhr gestaltet Dekan Ralph Hartmann, musikalisch begleitet vom Vesperkirchenchor unter der Leitung von Karoline Vogt.
Die 26. Mannheimer Vesperkirche findet bis 5. Februar 2023 statt. Die durch Spenden finanzierte Vesperkirche wird getragen von der Evangelischen Kirche in Mannheim und ihrem Diakonischen Werk. Neben einem warmen Mittagessen erhält jeder Gast bei Bedarf Sozialberatung. Spenden: Evangelische Kirche Mannheim, Sparkasse Rhein Neckar Nord, IBAN: DE44 6705 0505 0039 0030 07, BIC: MANSDE66XXX, Stichwort: Vesperkirche. Infos: www.vesperkirche-mannheim.de, Foto: Alexander Kästel. (JeLa)
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